Mütterlichkeit - noch zeitgemäß?

Mütterlichkeit ist ein Begriff, der veraltet und überholt scheint und schon lange nicht mehr zeitgemäß.

Schon lange nicht mehr?  Hat sie überhaupt jemals den Stellenwert bekommen, der ihr zustand?

Über viele Jahrhunderte ist die Arbeit und Leistung von Müttern als selbstverständlich betrachtet worden,  so wie wir es als selbstverständlich erachten, dass sauberes Wasser aus unserem Wasserhahn fließt. Es hat einfach da zu sein.

Die Aufwertung der Mütterlichkeit im 3. Reich hat sicher gleichzeitig auch zu ihrer Abschreckung beigetragen und  nun gilt eine mütterliche Frau fast als Frau 2ter Klasse.

 

Wo hat uns das hingebracht?

In eine Gesellschaft, die den intellektuellen Werten einen hohen Stellenwert gibt, die Gefühle als überflüssige Gefühlsduselei betrachtet, in eine Gesellschaft, die gewinn- und konsumorientiert ist und zunehmend an innerer Leere erkrankt ist.

Diese inne Leere führt zu einer äußeren Fülle  in psychiatrischen Einrichtungen, die auch vor Kindern und Jugendlichen nicht mehr Halt macht. 

 

Nun, was meine ich mit Mütterlichkeit:

 

Zu aller erst zeigt sie sich im nährenden Prinzip. Es ist die Mutter, die den Säugling mit  Nahrung versorgt. Die Nahrungsversorgung setzt voraus, dass die Mutter empathisch nachempfinden kann, wann das Kind Hunger hat. Empathiefähigkeit ist durch die Verbundenheit mit dem Säugling gegeben, sodass die Mutter die Bedürfnisse des  Säuglings und Kindes erspüren und fühlen kann. Ist die Verbundenheit zum Kind warum auch immer ungenügend ausgeprägt, kann auf die Bedürfnisse des Kindes nicht adäquat reagiert werden. Im Zeitalter der Informationstechnik gibt es schon Apps, die Mütter daran erinnern, ihre Kinder zu füttern. 

 

 

Mütterlichkeit schenkt Geborgenheit und Nestwärme. Die Mutter fühlt, was ihr Kind braucht, damit es sich wohlig warm fühlt.

Physische Wärme ist auch ein wichtiger Bestandteil emotionaler Geborgenheit!

Mütterlichkeit drückt sich aus durch Halt und Stabilität, in dem die Mutter verlässlich für ihr Kind da ist.

'Das ist die Voraussetzung für späteres Urvertrauen.

Mütterlichkeit zeigt sich in bedingungsloser Annahme und vermittelt dem Kind, dass es gut ist, dass es da ist und wie es da ist.

Mütterlichkeit zeigt sich in wohlwollender Unterstützung, sodass das Kind ausreichend Raum für seine Entwicklung hat.

Je stärker die Verbundenheit des Kindes zur Mutter ist, umso mehr traut es sich seinen Radius zu erkunden..

Mütterlichkeit zeigt sich in der Fähigkeit im Bedarfsfall Trost spendend da zu sein.

Mütterlichkeit setzt Grenzen, wo es zum Wohle des Kindes ist.

Mütterlichkeit vermittelt Sinn und Freude am Leben.

Mit dieser Aufzählung erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit!

 

 

Ein positives Bild erlebter Mütterlichkeit mag ein duftender Apfelkuchen auf einem liebevoll gedecktem Tisch  sein.. Materiell gesehen handelt es sich nur um einen Apfelkuchen. Der gleiche Apfelkuchen in einem vollgesteckten Kühlschrank vermittelt etwas ganz anderes. Worauf will ich hinaus?

Dass es um das " dahinter" geht, um das Immaterielle, Unsichtbare. Das ist ausschlaggebend, ob wir uns wohl fühlen, zufrieden, glücklich und schlussendlich auch gesund! Es sind die gelebten Werte,  z. b. in Form die liebevoller Fürsorge, die eine wohlige Atmosphäre bringen.

 

 


Schattenseiten einer falsch verstandenen Mütterlichkeit:

Im der deutschen Sprache gibt es den Ausdruck der " Glucke". Damit ist eine Mutter gemeint, die aufgrund ihrer eigenen Bedürftigkeit am Kind festhält, sodass es sich nicht  wirklich entfalten kann. Das führt entweder zu völliger Abhängigkeit und Lethargie

oder zu verstärkter Aggression, im Ringen um die eigene Freiheit.

Ein anderer Aspekt ist Aufopferung, dabei gebrauche ich gerne das Bild eines Baumes. Es handelt sich um Mütter, die die eigenen Bedürfnisse so vernachlässigen, dass sie anstelle "Blüten und Äpfel" zu verteilen, den ganzen Baum zu Kleinholz machen und sich verbrennen lassen. Dieses Erschöpfungssyndrom ist weit verbreitet und leider manchmal auch Folge eines unmenschlichen Wirtschaftssystems, das gerade oft Frauen in völlig überfordernde Situationen bringt.

 

Fehlende Mütterlichkeit führt zu Ent-Menschlichung in allen Lebensbereichen!

 

Fehlende Mütterlichkeit in der Familie:

Kinder brauchen emotionale Zuwendung, andernfalls führt es zu Entwicklungsstörungen und psychischen Erkrankungen.

Die Zahl von Kindern und Jugendlichen in psychiatrischen Einrichtungen nimmt drastisch zu.

Die fehlende Mütterlichkeit zeigt sich auch in einer Geringschätzung und mangelndem Bewusstsein für Nahrungsmittel und einem Anstieg an Essstörungen.

 

Fehlende Mütterlichkeit im Kindergarten und Schulsystem:

Menschen und ganz speziell Kinder brauchen eine verlässliche BeTREUung. Das Nervensystem lernt durch regelmäßige Wiederholung, andernfalls ist es völlig überfordert und in seiner Entwicklung gehemmt. Das heißt, Kinder brauchen verlässliche Bezugspersonen und Strukturen! 

Das Modell der Verwahrung ist  weder für Kinder, Kranke, ältere Menschen, Flüchtlinge... adäquat, schlichtweg für kein Lebewesen, auch nicht für Tiere!  Es ist Ausdruck einer entmenschlichten Gesellschaft . Verwahrung führt zu Verwahrlosung!

 

Fehlende Mütterlichkeit im Gesundheitssystem:

Patienten/innen werden auf messbare Daten reduziert. Sie sind mit Ärzten/ innen konfrontiert, die alles aus dem PC ablesen, ohne 

den Menschen zu sehen und / oder zu berühren.  Was früher in der Diagnostik maßgebend war, ist heutzutage nahezu verschwunden.

Im Pflegebereich wird die Zeit für Maßnahmen wie waschen, Blutdruck messen... bemessen, eine fürsorgliche Zuwendung in Form eines Gespräches oder einer Berührung ist nicht im Leistungskatalog enthalten.  Diese Entmenschlichung führt zu einer massiven Belastung des Pflegepersonals, was sich wiederum belastend auf die Pflegebedürftigen auswirkt.

 

Fehlende Mütterlichkeit im Wirtschaftssystem:

Das Streben nach immer mehr lässt viele auf der Strecke bleiben. Es geht nicht mehr um ein Miteinander und um Gewinn für alle, nach dem Motto: ""Es ist für alle genug!",  sondern um sehr viel Gewinn für sehr wenige.  Menschen, die in diesem System gefangen sind, geben diesen Druck an ihre Familie weiter und dies Spirale geht weiter nach unten. Das führt zu vielen psychischen und physischen Erkrankungen.

Wo ist der Ausweg?

 

Ein Ausweg besteht darin, dass wir uns als Individuum und als Gesellschaft im Klaren sind, dass es zahlreiche Werte gibt, die es zum Gelingen eines glücklichen Lebens braucht.

Diese Werte sind gold-wert!

 

 

Jeder gelebte Wert trägt zur Gesundung unserer Gesellschaft bei und ist unverzichtbar!

Jede und jeder ist aufgerufen für diese Werte einzustehen!

Anlässlich des Monats Mai weise ich speziell auf die mütterlichen Qualitäten und Werte hin.

 

 

Wir müssen  es uns als Menschen wert sein, diesen Werten Wertschätzung und Raum zu geben, im Kleinen wie im Großen!

Mütterliche Qualitäten sind die Basis für jedes menschliche Miteinander und daher unverzichtbar!

Als reifer Mensch, egal ob Frau oder Mann, gilt es die mütterlichen Qualitäten für sich selbst zu integrieren,, und mit Mitgefühl, Fürsorge

und Wohlwollen sich selbst und anderen zu begegnen. Dann tragen wir die 'Qualitäten der großen Mutter, der Großmutter in uns!